Müll nach dem Grillen im Park liegen lassen. Den SUV so auf
dem Bürgersteig parken, dass kein Fußgänger mehr daran vorbeikommt. Im Bus
lauthals ins Handy plappern – kleine Zeichen mangelnder Wertschätzung von
Umwelt und Mitmenschen, über die man sich täglich ärgern kann. Doch
gravierender ist es, wenn Wertschätzung in Unternehmen fehlt. Studien haben
ergeben, dass mangelnde Wertschätzung im Job den Krankenstand erhöht. Weitere
mögliche Folgen sind innere Kündigung und verbitterter Dienst nach Vorschrift.
Generell schwindet die Freude an der Arbeit, das Selbstwertgefühl sinkt. Dabei
geht es nicht allein um verbale Anerkennung, auch wenn offenbar viele
Vorgesetzte das Motto verinnerlicht haben „Nicht gemeckert ist genug gelobt“.
Es geht um eine grundsätzliche Haltung, in der jeder als wertvoll angesehen und
entsprechend behandelt wird. Das ist gewiss nicht der Fall, wenn man etwa Angestellte
als „Minderleister“ abwertet oder sie in Großraumbüros pfercht, obwohl
erwiesen ist, dass es der Konzentration schadet. Doch Umdenken scheint in Sicht. Was Wunder, kaum eine
Firma kann es sich heute noch leisten, über die Bedürfnisse ihrer
MitarbeiterInnen hinwegzugehen, falls sie gute Arbeitskräfte gewinnen und
halten will. In Zürich wurde jetzt sogar ein „Institut für angewandte
Wertschätzung“ gegründet, das Führungskräfte bewusst dazu Anleitung geben will.
(www.mehrwerte.ch) Ich werde dort ein
Seminar zum Thema „Charisma“ halten. Denn eine wirksame positive Ausstrahlung bedingt immer auch
die Wertschätzung des Gegenübers.
Am liebsten möchte ich gar keine Nachrichten mehr hören oder sehen – doch das hieße, den Kopf in den Sand zu stecken vor allen politischen und sozialen Krisen in Deutschland und der Welt. Eins nutzt dabei auch nichts: Sich über das Auftauchen von so vielen mitleidlosen und/oder wirren politischen Führern zu wundern. Der Satiriker Franz von Seboca trifft den Nagel auf den Kopf: „Wenn Psychopathen in freien, allgemeinen und gleichen Wahlen zu Führern bestimmt werden, wirft das Fragen nach der geistigen Gesundheit des Wahlvolkes auf.“ Der Mann hat Recht – und wir PsychologInnen haben noch viel zu tun.
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