Direkt zum Hauptbereich

Erkenne Dich Selbst!

Gestern auf einem Museums-Vorplatz. Eine japanische Reisegruppe fotografiert sich. Ich staune: Man macht nicht etwa gegenseitig Aufnahmen, wie man es bisher von Touristen gewohnt ist, sondern jeder lichtet nur sich ab. Dazu klemmen sie ihre iPhones auf armlange Teleskopstöcke und lächeln sich selbst zu. Fasziniert habe auch ich meinen Fotoapparat gezückt und diese surreal anmutende Szene festgehalten

In einem Magazin lese ich eine Anleitung, wie man die besten „Selfies“ macht: Zunächst ein Backgroundcheck. Der Hintergrund darf nicht von der eigenen Person ablenken. Dann den Kopf leicht schräg halten, damit das Gesicht schmaler wirkt. Ein No-go bei Nahaufnahmen ist krümeliges Makeup, also lieber Creme statt Puder. Aha. Und ein verrenkt ausgestreckter Arm ruiniert das beste Selfie. Besser geht es mit dem Bluetooth Remote Shutter, eine Art Fernbedienungsauslöser. Offenbar das, was ich als Teleskopstock identifiziert habe.
 

Vielleicht bin ich hoffnungslos altmodisch, aber ich finde, der Spruch über dem Orakel  von Delphi „Erkenne dich selbst“ ergibt das beste „Selfie“. 

Kommentare

  1. Auch ich gehöre zu den altmodischen Menschen! Es gehört wohl grundsätzlich Mut dazu, nicht mit dem Strom zu schwimmen. Es ist trotzdem gut zu wissen, was es Neues auf dem Markt gibt und selbst zu entscheiden, was man davon nutzen möchte. Das ist doch Freiheit!

    AntwortenLöschen

Kommentar veröffentlichen

Beliebte Posts aus diesem Blog

Ein Freund, ein guter Freund...

Forscher an der Universität Kansas haben herausgefunden, dass es 50 bis 200 gemeinsam verbrachte Stunden braucht, damit sich eine   „Bekanntschaft“ in eine „Freundschaft“ verwandeln kann. Noch einige Stunden mehr dürften es ein, um dann von einem „Freund“ oder einer „Freundin“ zum „guten Freund“ oder zur „guten Freundin“ zu avancieren. Was lernen wir daraus? Wenn wir uns einen Freundeskreis aufbauen wollen, müssen wir Zeit investieren. Doch das ist es nicht allein, auch die Qualität spielt eine Rolle. Der Studie zufolge sollten die Treffen den Beteiligten einen tieferen persönlichen Gewinn bringen, etwa durch Gespräche - oder Vergnügen bereiten. Zugegeben, Freunde bei Facebook findet man schneller. Aber das lässt sich nicht vergleichen.

Selbst schuld?

Am liebsten möchte ich gar keine Nachrichten mehr hören oder sehen – doch das hieße, den Kopf in den Sand zu stecken vor allen politischen und sozialen Krisen in Deutschland und der Welt. Eins nutzt dabei auch nichts: Sich über das Auftauchen von so vielen mitleidlosen und/oder wirren politischen Führern zu wundern. Der Satiriker Franz von Seboca trifft den Nagel auf den Kopf: „Wenn Psychopathen in freien, allgemeinen und gleichen Wahlen zu Führern bestimmt werden, wirft das Fragen nach der geistigen Gesundheit des Wahlvolkes auf.“ Der Mann hat Recht – und wir PsychologInnen haben noch viel zu tun.

Lesezeichen

Unglaublich: Fast 90 000 Bücher erscheinen jedes Jahr in Deutschland,   die meisten traditionell im Herbst. Um den Termin der Frankfurter Buchmesse herum geben dann Magazine und überregionale Zeitungen Tipps, was zu lesen lohnt. Dazu wühlen sich die Journalisten vorab durch unzählige Krimis, Romane, Sachbücher. Ich bin für ihre Arbeit dankbar, denn andernfalls wäre mir vielleicht der eine oder andere Schatz entgangen. Aber noch mehr freut mich, dass zu diesem Zeitpunkt Bücher so gefeiert werden. Sie sind, allen anderen Medien zum Trotz, für unsere Seele besonders wertvoll. Ich habe selbst durch Ratgeber viel gelernt. Manchmal war es nur ein Satz, der mir plötzlich eine ganz neue Sichtweise bescherte. Der Schriftstellers Tschingis Aimatov hat durchaus Recht, wenn er sagt: „Du öffnest die Bücher und sie öffnen dich.“ In diesem Sinne wünsche ich allen, dass sie für sich den passenden „Seelenöffner“ finden, sei es in Form eines berührenden Romans, einer Biografie oder eines Sachbuches