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ZUM GÄHNEN

Gewiss kennen Sie den witzigen Spruch, den Loriot eine seiner Figuren mit Blick auf den Weihnachtsbaum sagen lässt: "Früher war mehr Lametta!". Analog dazu behaupte ich: "Früher war mehr Höflichkeit". Dazu habe ich eine kleine, aber symptomatische Entdeckung gemacht. Mir begegnen auf der Straße immer wieder Männer und Frauen, die mich ungeniert mit offenem Mund angähnen. Ich nehme das nicht persönlich - die kennen mich schließlich nicht -, aber ich finde es ziemlich grob. Der letzten Person, die direkt vor mir  ihren Mund weit aufriss, habe ich gesagt: "Sorry, ich bin nicht Ihre Zahnärztin". Sie hat mich ziemlich irritiert  angesehen. Eine ähnliche Wirkung hat auch die "Löwenmethode":Wenn Sie jemand angähnt, machen Sie ebenfalls den Mund weit auf.
Kann sein, dass ich altmodisch bin, aber ich halte mir in Gesellschaft immer noch beim Gähnen die Hand vor den Mund.Übrigens, Gähnen ist ansteckend. Falls es Sie jetzt beim Lesen packt, tun Sie sich bitte keinen Zwang an -  vorausgesetzt, Ihr Gegenüber ist nur ein Computer.    

    

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Selbst schuld?

Am liebsten möchte ich gar keine Nachrichten mehr hören oder sehen – doch das hieße, den Kopf in den Sand zu stecken vor allen politischen und sozialen Krisen in Deutschland und der Welt. Eins nutzt dabei auch nichts: Sich über das Auftauchen von so vielen mitleidlosen und/oder wirren politischen Führern zu wundern. Der Satiriker Franz von Seboca trifft den Nagel auf den Kopf: „Wenn Psychopathen in freien, allgemeinen und gleichen Wahlen zu Führern bestimmt werden, wirft das Fragen nach der geistigen Gesundheit des Wahlvolkes auf.“ Der Mann hat Recht – und wir PsychologInnen haben noch viel zu tun.

Ein Freund, ein guter Freund...

Forscher an der Universität Kansas haben herausgefunden, dass es 50 bis 200 gemeinsam verbrachte Stunden braucht, damit sich eine   „Bekanntschaft“ in eine „Freundschaft“ verwandeln kann. Noch einige Stunden mehr dürften es ein, um dann von einem „Freund“ oder einer „Freundin“ zum „guten Freund“ oder zur „guten Freundin“ zu avancieren. Was lernen wir daraus? Wenn wir uns einen Freundeskreis aufbauen wollen, müssen wir Zeit investieren. Doch das ist es nicht allein, auch die Qualität spielt eine Rolle. Der Studie zufolge sollten die Treffen den Beteiligten einen tieferen persönlichen Gewinn bringen, etwa durch Gespräche - oder Vergnügen bereiten. Zugegeben, Freunde bei Facebook findet man schneller. Aber das lässt sich nicht vergleichen.

Lesezeichen

Unglaublich: Fast 90 000 Bücher erscheinen jedes Jahr in Deutschland,   die meisten traditionell im Herbst. Um den Termin der Frankfurter Buchmesse herum geben dann Magazine und überregionale Zeitungen Tipps, was zu lesen lohnt. Dazu wühlen sich die Journalisten vorab durch unzählige Krimis, Romane, Sachbücher. Ich bin für ihre Arbeit dankbar, denn andernfalls wäre mir vielleicht der eine oder andere Schatz entgangen. Aber noch mehr freut mich, dass zu diesem Zeitpunkt Bücher so gefeiert werden. Sie sind, allen anderen Medien zum Trotz, für unsere Seele besonders wertvoll. Ich habe selbst durch Ratgeber viel gelernt. Manchmal war es nur ein Satz, der mir plötzlich eine ganz neue Sichtweise bescherte. Der Schriftstellers Tschingis Aimatov hat durchaus Recht, wenn er sagt: „Du öffnest die Bücher und sie öffnen dich.“ In diesem Sinne wünsche ich allen, dass sie für sich den passenden „Seelenöffner“ finden, sei es in Form eines berührenden Romans, einer Biografie oder eines Sachbuches